Freitag, 01. Dezember 2023
Grußworte Dezember 2023
Liebe Leserin, lieber Leser,
sie stehen ganz klein – fast unleserlich – am Ende eines Kirchenliedes; die Dichter und Komponisten. Eine Jahreszahl hilft zur zeitlichen Einordnung.
Ich schreibe dieses Grußwort im November 2023. Mich wühlen die schrecklichen und menschenverachtenden Bilder und Reportagen auf, die tagtäglich die Nachrichten füllen. Ich suche verzweifelt nach Begründungen. Bei alledem erfüllt mich das Gefühl, dass sich eine Dunkelheit unserer Zeit bemächtigt. Das Empfinden bedrohlicher Nacht wächst in meinem Gedanken und in meiner Seele. Von diesen Empfindungen geleitet, blättere ich im ‚Gotteslob‘ in den Liedern zum Advent.
Ich verweile beim Lied ‚Die Nacht ist vorgedrungen‘. Gedichtet hat es Jochen Klepper (1903-1942) im Jahr 1938, wie die Jahreszahl hinter seinem Namen kundtut. In der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 schied er gemeinsam mit seiner Frau Hanni und ihrer Tochter Renate aus dem Leben. Nach einem Besuch bei Adolf Eichmann war ihm bewusst, dass es keine rettende Ausreise für seine jüdische Ehefrau und die Tochter geben werde. Frau Klepper klebte für die Haushaltshilfe noch einen Zettel mit der Aufschrift ‚Vorsicht Gas‘ an die Küchentür.
Das Motiv der Nacht prägt das gesamte Lied. Und jede Strophe atmet die Lebens- und Leideserfahrungen seines Dichters. Seine Krankheit, die ihn lebenslang begleitete, der Bruch mit seiner Familie, da er eine Jüdin geheiratet hat, das Berufsverbot, das über ihn verhängt wurde. Jochen Klepper kennt die tiefe Dunkelheit, die über ein Menschenleben hereinbrechen kann, die sich nicht nur über die eigene Familie, sondern über eine ganze Nation, ja die gesamte Welt ausbreiten kann.
Das Bild der Nacht ist auch der Bibel vertraut. Es trägt aber zwei Gesichter. Die Nacht ist die Zeit der Bedrohung, der Verfolgung, der unheilvollen Mächte, der Sorgen und Ängste. Wer kennt nicht durchwachte Nächte, die voller Zweifel und Einsamkeit, voller Trauer und Angst waren. Die Nacht erscheint aber auch als jene Zeit, in der Gottes Nähe erfahren werden kann. So erzählt die Bibel von Träumen, von göttlichen Eingebungen und prophetischen Worten.
Wir sprechen vom Wunder der ‚Heiligen Nacht‘. Der Evangelist Lukas schildert die Geburt Jesu zu einer Zeit, da die Hirten ihre Nachtwache hielten (vgl. Lk 2,8). Im Buch der Weisheit lesen wir: ‚Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht in ihrem Lauf bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel.‘ (vgl. Weish 18,14f). Das Markusevangelium berichtet davon, dass Jesus vor Beginn des Tages alleine betete (vgl. Mk 1,35).
Das Geheimnis der Menschwerdung Gottes verleugnet nicht die Finsternis und die bedrohlichen Mächte der Dunkelheit, die uns und unsere Welt ergreifen können. Sie haben aber nicht mehr das letzte Wort und sind nicht mehr die alles bestimmende Wirklichkeit. Von dieser Hoffnung war Jochen Klepper erfüllt und von ihr zeugt jede Zeile seines Liedes.
Ich nehme mir vor, dass mich dieses Lied durch die Adventszeit begleitet. Ich werde dieser Hoffnung in mir einen weiten Raum eröffnen und lade auch Sie ganz herzlich dazu ein.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit. Ich denke, dass wir uns alle für das kommende Jahr 2024 Frieden für alle Menschen erhoffen.
Markus Hary, Pfarrer
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