Montag, 01. März 2021
Grußworte März 2021
Liebe Leserin, lieber Leser,
er ist eine Randfigur im Neuen Testament. Mehr nebulöse Umrisse statt lichter Klarheit kennzeichnen den Hl. Josef. Es scheint daher angebracht, ihm unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Dies um so mehr, als wir am 19. März sein Hochfest begehen. Die spärlichen Auskünfte des Neuen Testamentes sind schnell zusammengefasst. Zimmermann, heute würden wir ihn eher mit einem Bauarbeiter vergleichen, war er von Beruf. Ein frommer Jude, der die Gebote und Gesetze des Mose befolgte, sich zur Beschneidung seines Jungen nach Jerusalem begab, das vorgeschriebene Opfer darbrachte und mit seiner Familie die gebotenen Wallfahrten unternahm. Da Jesus in den Schriften der Tora und der Propheten bewandert war, wird Josef auch für die Bildung seines Sohnes Sorge getragen haben. So die wenigen Hinweise. Es ist daher verständlich, dass sich schon früh viele Geschichten und Legenden um den Hl. Josef rankten. Ernüchternd müssen wir dennoch feststellen, dass die ersten Jahrhunderte kaum von ihm Notiz genommen haben.
Dies änderte sich im Mittelalter. Es ist Franz von Assisi, der im Hl. Josef ein Vorbild seiner eigenen Überzeugungen entdeckte. Er stellte ihn in seiner Einfachheit und Armut, seinem demütigen Dienst, seinem Gehorsam und seiner stillen Bescheidenheit nicht nur seinen Brüdern als Vorbild vor Augen. So haben die Franziskaner auch einen Gedenktag des Hl. Josef für den 19. März eingeführt.
Unruhige Zeiten, die nicht nur nach innerer, sondern auch nach äußerer Erneuerung verlangten. Die Kirche war zerrissen, zwischen den Machtinteressen der Politik zerrieben, selbst Ausdruck der Ausbeutung und der Knechtung, dessen Symbol das Papsttum und somit der Hl. Petrus war. So scheint es verständlich, dass ein Theologe, Johannes Gerson, Abgesandter zum Konzil von Konstanz, das die Zerrissenheit heilen und die Einheit wiederherstellen sollte, im Hl. Josef ein Grußwort Gegenbild entwickelte. Er schlug vor, ein Fest der Vermählung Mariens und Josefs für die Kirche einzuführen. Maria, das Bild der Kirche, vermählt sich mit Josef, dem Sinnbild der Einfachheit und Armut, der Demut und der Bescheidenheit. So schnell wurde der Hl. Josef nun höchst kirchenpolitisch.
Aber auch sein Erscheinungsbild änderte sich. Waren bisher Bilder geläufig, die ihn als einen alten Witwer oder Greis darstellen, so änderte sich dies durch Theresa von Avila. Sie pflegte eine besondere geistliche Nähe zum Hl. Josef und inspirierte den Künstler El Greco zu einem neuen Bildnis des Heiligen. Er war nun ein handlungsfähiger und starker Mann, ein Schutzpatron, der in seiner Einfachheit und Demut, keine Unterwürfigkeit und Schwachheit, sondern den wahren Geist väterlicher Sorge um die ihm anempfohlenen Menschen ausdrückte. Eine Alternative zum Bild des Hl. Petrus, das sich in der damaligen Zeit den Gläubigen im Papsttum zeigte.
Überspringen wir in Gedanken die Jahrhunderte und verweilen wir beim heiligen Papst Johannes XXIII. Sein Taufname war Angelo Giuseppe, so dass es verständlich erscheint, dass er eine innige Beziehung zum Hl. Josef hatte. Wie der Hl. Josef wollte er der einfache und demütige, der bescheidene und stille Diener seiner Herde und aller Menschen sein. Da er in der Kirchengeschichte bewandert war, griff er die Idee von Johannes Gerson auf und verfügte, dass im Hochgebet (heute das 1. Hochgebet) Josef ausdrücklich als Bräutigam Mariens genannt wird. Sein Ideal einer Kirche war das Vorbild eines Hl. Franziskus, einer Hl. Theresa von Avila und vieler Ungenannter, die Vision einer Einfachheit und Demut, einer Bescheidenheit und eines aufopfernden Dienstes. Papst Johannes XXIII. stellte das II. Vatikanische Konzil ausdrücklich unter den Schutz des Hl. Josef.
Der Hl. Josef nur eine Randfigur? Gott gibt sich immer wieder so angenehm diskret in unserer Geschichte zu erkennen. Betrachten wir daher voller Ehrfurcht seine charmante Spur in unserer Zeit, unseren Herausforderungen, unseren Zweifeln, unserer Ohnmacht und unsere Hoffnung. Rücken wir gemeinsam den Hl. Josef in unsere Mitte. Gemeinsam mit einem Papst, der sich in der Nachfolge des Hl. Franziskus versteht. Der im Geist eines Hl. Johannes XXIII. die Pracht der Kirche in ihrer Armut, die Macht in ihrem stillen Dienst, die ursprüngliche Aufgabe in ihrer mütterlichen und väterlichen Sorge um alle Kinder, alle Menschen, erkennt.
Unsere Zeit braucht das Zeugnis des Hl. Josef. Wir sind eingeladen, unsere Herzen dem Beispiel seiner Einfachheit und Armut, seinem Dienst und seiner Bescheidenheit, seinem Gehorsam gegenüber Gott und seiner Achtsamkeit gegenüber allen Menschen zu öffnen. Der Hl. Josef ist keine Randfigur, sondern im Gedenken an den Hl. Johannes XXIII. eine bleibende Vision unserer Kirche.
Ich wünsche Ihnen gemeinsam mit dem Pastoralteam Frau Sabrina Lingenfelder-Faber und Pfarrer Michael Baldauf, den Sekretärinnen Frau Christine Kapper und Frau Benita Vogel, Frau Martina Ulrich in der Verwaltung auf die Fürsprache des Hl. Josef den mütterlichen und väterlichen Segen und Schutz unseres Gottes.
Mit den herzlichsten Wünschen
Markus Hary, Pfarrer
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