Freitag, 24. Januar 2014
"Baustelle Kirche" - Podiumsdiskussion der Pfarrei
Seelsorger und Ehrenamtliche in Bauarbeiterwesten, mit Sicherheitsschuhen und Schutzhelmen – dazu Schubkarren, Schaufeln und jede Menge Mauersteine: So wurden Besucher am Sonntag, 19. Januar 2014 im Lingenfelder Pfarrheim empfangen. Die Projektpfarrei Germersheim hatte zum Infoabend auf die „Baustelle Kirche“ eingeladen.
In diesem Rahmen und mit mehreren kurzen Anspielen schauten Pfarreiverantwortliche auf die nunmehr zweieinhalbjährige Phase als Projektpfarrei von „Gemeindepastoral 2015“ zurück. „Diese Anspiele zeigen es: Wir haben unseren Humor in den vergangenen Jahren trotz vieler Arbeit nicht verloren“, so die Vorsitzende des Pfarreirates, Martina Rieger. Denn augenzwinkernd wurden selbst „Stolpersteine“ in den Blick genommen und in die Grundmauer der neuen Pfarrei eingefügt. Zum Beispiel die Besuchsdienste – ein überraschend „schwerer Brocken“. Denn nicht ganz konfliktfrei sei das gelaufen, als die unterschiedlichen Konzepte in den drei Gemeinden der Pfarrei auf einen Nenner gebracht werden sollten. Dabei ging es weniger um die Vereinheitlichung, als darum, den Besuch von Kranken und Jubilaren so zu gestalten, dass er weder für Ehrenamtliche noch für das Seelsorgeteam zur Überforderung wird.
Gemeinsame als auch individuelle Lösungen waren gefragt beim Thema „Gottesdienst“ und beim „Leitbild der Kindertagesstätten“. Pastoralreferent Thomas Bauer: „Es gibt einen festen Pfarrgottesdienst in Germersheim, zur fixen Zeit am Sonntag um 10.30 Uhr. Aber zeitgleich kann und darf es weitere, individuell für die Gemeinden gestaltete Gottesdienstangebote geben.“ Ähnlich beim Leitbild der Kitas: Das gilt für alle vier Einrichtungen gemeinsam – aber für jede Kita in Lingenfeld, Germersheim und Sondernheim gibt es eine eigene Konzeption, die das Leitbild abrunden und auf die Situation vor Ort hin konkretisieren. Das Ziel dabei: „Wir wollen möglichst viel an Traditionen erhalten und zugleich das Gemeinsame stärken.“
Ein weiterer wichtiger Grundstein im Mauerwerk der Projektpfarrei ist das Ehrenamt. Eine Umfrage lässt darauf schließen, dass monatlich mindestens 1300 ehrenamtliche Arbeitsstunden in den drei Gemeinden bzw. fünf Orten geleistet werden. Das Fazit der Seelsorger: „Das Ehrenamt ist unser Edelstein, den müssen und wollen wir pflegen.“
Rede und Antwort standen sowohl ehren- als auch hauptamtlich Verantwortliche den Besuchern des Infoabends. Mehr Transparenz bei Entscheidungen der verschiedenen Gremien von Pfarreirat, Verwaltungsrat und Gemeindeausschuss wurde eingefordert. Vielleicht liegt es an der terminlichen Belastung der Gremienmitglieder, die in der Regel mindestens zwei Räten und zusätzlichen Arbeitskreisen angehören. „Da stoßen wir einfach an Grenzen“, sagte Daniela Scholz vom Gemeindeausschuss Sondernheim. Als ein „Ringen um die besten Lösungen“ und eine „überraschend gute Zusammenarbeit“ beschrieb Ekkehard Leicht vom Verwaltungsrat der Projektpfarrei das Miteinander dieses Gremiums. Ihm gehören Stimmberechtigte aus allen Gemeinden an, gemeinsam verwalten sie das Kirchenvermögen, stellen vier Haushaltspläne auf – und sind verantwortlich für vier Kirchen, drei Pfarrheime, vier Kindergärten und zwei Pfarrhäuser.
Eine der Fragen aus dem Publikum lautete, ob das neue Seelsorgskonzept nicht eher Seelsorge verhindere. „Wir sind ein Versuchskaninchen der Seelsorge – bisher sind wir ganz gut gehoppelt“, betonte Pfarrer Jörg Rubeck schmunzelnd. Das klassische Modell – eine Gemeinde, ein Pfarrer – funktioniere heute mangels Priestern nicht mehr. Dennoch seien rund um die Uhr Seelsorger erreichbar – mittels eines Notfallhandys im Pfarrverband. Pfarrer Rubeck sagte auch, dass sich alle Kirchenmitglieder als Seelsorger verstehen sollten. „Wir müssen umdenken: Wir alle sind dafür verantwortlich und müssen uns umeinander kümmern“, so Daniela Scholz. Laut Jörg Rubeck werde dabei die entscheidende Frage – wie man mehr Menschen erreicht und für den Glauben begeistert – die Verantwortlichen weiterhin umtreiben.
Die Gemeindeberater Andreas Werle und Andreas Welte loben indes das Team der Projektpfarrei. Die beiden begleiten Gremien und Seelsorgeteam noch bis Juli auf dem Weg. „Die Verantwortlichen stehen hinter der Idee von ,Gemeindepastoral 2015’. Sie versuchen, die Vorgaben umzusetzen, zugleich setzen sie sich kritisch damit auseinander“, so Welte. Und Werle ergänzt: „Das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen ist prima.“
Hubert Mathes
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