Katholikenrat

Montag, 02. Oktober 2023

„Es ist Zeit zu handeln“: ZdK-Präsidentin Stetter-Karp hofft auf mutige Schritte der Weltsynode

„Mutige Debatten und heiligen Geist“, wünscht die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, der Weltsynode in Rom. „Wenn sie in zwei Tagen beginnt, blicken Katholik*innen in Deutschland auf mehr als drei Jahre auf einem Synodalen Weg zurück, der sich den Zeichen der Zeit gestellt hat.“ Sie denke in diesen Tagen an den Brief, den Papst Franziskus 2019 nach Deutschland gesandt habe. Darin habe er von einer „Zeitenwende“ geschrieben, die Fragen aufwerfe, „angesichts derer eine Auseinandersetzung berechtigt und nötig ist“, erinnert sich die ZdK-Präsidentin. Sie erwarte, „dass diese Auseinandersetzung auch in Rom nicht gescheut wird. Es ist keine Zeit mehr zu zögern. Es ist Zeit zu handeln.“

Stetter-Karp ist dankbar für das Netzwerk, das sich während der diözesanen und kontinentalen Vorphasen der Weltsynode unter reforminteressierten Katholik*innen weltweit gegründet hat. „Auf dieses Netzwerk baue ich jetzt auch im Blick auf Rom. Für mich ist es ein gutes Zeichen, dass der Papst 80 Nicht-Bischöfe mit Stimmrecht ausgestattet hat, darunter 54 Frauen. Das ist ein erster, deutlicher Schritt hin zu einer synodalen Kirche. Der Papst würdigt damit, dass die Kirche nicht nur aus geweihten Männern besteht. Das ist sehr wichtig und ein Zeichen für die Zukunft.“

Zu den weiblichen Delegierten in Rom gehört die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler. „Damit die Kirche sich glaubwürdig engagieren kann zu den großen Fragen unserer Zeit, müssen wir zuerst nach innen realisieren, was wir nach außen verkündigen», sagt sie. «Gleiche Würde und gleiche Rechte sollen auch in der Kirche gelten.» Die Kirche brauche Gewaltenteilung und partizipative Entscheidungsprozesse: «Beraten und Entscheiden gehören zusammen! Dies werden wir in der Synode anhand des Arbeitsdokuments diskutieren.»

Jeppesen-Spuhler, die in der Schweiz für «Fastenaktion», einem katholischen Hilfswerk arbeitet, sieht die Glaubwürdigkeit der Kirche wegen der Missbrauchsskandale im dramatischen Sinkflug. «Das bekommen kirchliche Hilfswerke, Kinder- und Jugendverbände und alle Engagierten in den Pfarreien zu spüren. Auch die kirchlichen Frauen- und Jugendverbände leiden enorm unter dem Image-Verlust.» Der Weg der Weltsynode müsse ganz klar nach vorn führen: «Stillstand geht nicht!»

Geert De Cubber, ständiger Diakon im Bistum Gent/Belgien, ist ebenfalls Delegierter auf der Weltsynode und war wie Jeppesen-Spuhler und Stetter-Karp Teilnehmender der kontinentalen Versammlung in Prag. „Ich wünsche mir eine offene Haltung von allen bei den Beratungen. Auf jeden Fall hoffe ich mindestens, dass der heilige Geist auch wirklich dabei sein darf und dass wir einander zuhören können. Ich hoffe weiter, dass wir der Welt zeigen können, dass man sich in der Kirche wirklich bemüht, einander zu begreifen, auch bei verschiedenen Standpunkten. Vielleicht ist das sogar der wichtigste Punkt für mich“, sagt De Cubber. „Ich träume davon, dass wir weitere Schritte unternehmen können für Personen die sich irgendwie von der Kirche ausgeschlossen fühlen.“ Papst Franziskus habe während der Weltjugendtage in Lissabon gesagt: „Die Kirche ist offen für alle.” Die halte er für sehr wichtig, so De Cubber.

Auch Sr. Prof. Dr. Birgit Weiler, Mitglied des Ordens der missionsärztlichen Schwestern, Peru, hofft auf die Kraft der Weltsynode. Sie ist – wie Stetter-Karp – nicht delegiert, aber mit wachen Augen und Ohren dabei. 2019 war sie Delegierte der Amazonassynode und hat dort erlebt, dass neue Wege realistisch einzuleiten sind. „Synodalität braucht das Miteinander im Beraten und Entscheiden. Denn Gottes Geist spricht durch das gesamte Volk Gottes. Das erfordert ein wechselseitigen Hören aufeinander.“ Synodalität sei in der Kirche nicht neu. „Es gab sie bereits in den ersten Jahrhunderten des Christentums. Denn aus der Taufe resultiert die Mitverantwortung aller Mitglieder des Volkes Gottes für die Kirche.“

Synodalität müsse deshalb wieder „zu einem wesentlichen Merkmal unserer Kirche werden. Das erfordert eine konsequente Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils“. Das Netz der weltweit verbundenen Katholik*innen sei sehr wichtig für die wechselseitige Inspiration und Ermutigung auf dem Weg dorthin. „In ihm bringen Frauen und Männer ihre Reformanliegen in Bezug auf die katholische Kirche gemeinsam im weltweiten Horizont zum Ausdruck.“

Weiler hofft vor allem auf eine Einsicht: „Insbesondere Frauen sind von Machtmissbrauch in der Kirche betroffen. Es braucht ihre effektive Beteiligung an den Prozessen des Beratens und Entscheidens sowie an Leitung in der Kirche – auf allen Ebenen.“

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