Montag, 17. Februar 2025
„Winterhilfe hat Nächstenliebe erfahrbar gemacht“

Ehrenamtliche sortierten Lebensmittel für die Ausgabe der Winterhilfe an bedürftige Menschen © Caritasverband
Bistum Speyer und Caritasverband haben den Fördertopf „Winterhilfe“ aufgebraucht
Speyer. Das Bistum Speyer und sein Caritasverband haben Ende Januar den Unterstützungsfonds der „Winterhilfe“ beendet. Der Fonds wurde Ende 2022 eingerichtet, um Menschen mit geringen Einkommen angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten und Energiepreise zu unterstützen. Dafür stellte das Bistum 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld finanzierte das Bistum einerseits caritative Aktionen der Pfarreien und andererseits Einzelfallhilfen der Caritas-Zentren für bedürftige KundInnen.
Bischof Wiesemann resümiert: „Zur Finanzierung der Winterhilfeaktion nutzte das Bistum die Summe, die durch Mehreinnahmen an Kirchensteuermitteln aus der Ende 2022 vom Staat gewährten Energiepreispauschale in die Kirchenkasse gekommen war. Im Sinne unserer Bistumsvision, Segensort in der Welt zu sein, konnten wir mit der Winterhilfe Nächstenliebe ganz unmittelbar erfahrbar werden lassen. Dabei sind vielfältige Projekte entstanden, die denen konkret geholfen haben, die Hilfe am nötigsten gebraucht haben.“
„Im Jahr 2023 stellten KundInnen unserer acht Caritas-Zentren über unsere Allgemeine Sozialberatung 132 Förderanträge, 2024 waren es 230“, bilanziert Annette Martin, Leiterin der Abteilung Soziales beim Caritasverband für die Diözese Speyer. „Über diese Anträge wurden insgesamt rund 430.000 Euro vergeben.“ Aus der Winterhilfe wurden auch Personalkostenanteile für die Allgemeine Sozialberatung finanziert, denn: „Die Allgemeine Sozialberatung ist bei prekären Lebenssituationen der erste Anlaufpunkt für unsere KundInnen. In den ersten Gesprächen über die benötigte Unterstützung zeigt sich aber meist, dass die Problemlagen viel komplexer sind, als zum Beispiel nur eine ausstehende Nebenkostenabrechnung“, erläutert Martin. Oft kämen Arbeitslosigkeit, Schulden, Trennung oder Scheidung, niedriges Einkommen oder Sprachdefizite zusammen. „In prekäre Lebenslagen geraten oft Familien, die sowieso schon im Leistungsbezug sind, Erwerbstätige im Niedriglohnbereich, oder Rentner und erwerbsunfähige Personen“, erklärt Martin. „Oft wird dann versucht, hohe Nachzahlungen für Strom, Gas oder Heizöl aus eigener Kraft zu begleichen. Höhere Abschlagszahlungen können dann gar nicht mehr gezahlt werden.“ So entstehe eine Spirale aus Mahnungen, lückenhaften Zahlungen und ausstehenden Mieten. Daraus folge Verschuldung, es drohen der Verlust der Wohnung infolge einer Kündigung – und im schlimmsten Fall Zwangsräumungen, die gerade für Kinder oft traumatisch seien. „Hinzu kommen dann aufgrund des Drucks und der Nöte gesundheitliche Probleme, Suchtprobleme und Konflikte in der Familie“, beschreibt die Leiterin der Caritas-Abteilung.
Ein positiver Aspekt der Nothilfeanträge sei außerdem gewesen, dass bei der Analyse der Situation der KundInnen oft zutage trat, dass diese gar nicht alle Sozialleistungen, die ihnen zustehen, beantragt hatten. So profitierten diese auch über den Nothilfeantrag hinaus langfristig und nachhaltig von der Beratung. Um diese Multiproblemlagen der KundInnen umfassend zu bearbeiten habe die Caritas mit der Unterstützung aus dem Winterhilfefonds zusätzliches Personal zur Verfügung stellen können. Für diese zusätzlichen Ressourcen hat das Bistum rund 395.000 Euro aus dem Fonds zur Verfügung gestellt. Insgesamt wurden über die Caritas also rund 820.000 Euro ausgeschüttet. Die aufgestockten zusätzlichen Stunden der BeraterInnen sind mit dem Ende der Winterhilfe ausgelaufen.
256.000 Euro flossen über die Winterhilfe an 26 Pfarreien, die damit caritative Aktionen finanzierten. „In Ludwigshafen kochte das Caritas-Zentrum Ludwigshafen in Zusammenarbeit mit der Pfarrei Heiliger Petrus und Paulus im Rahmen der Winterhilfe einen kostenlosen Mittagstisch, zu dem pro Einladung bis zu 120 Gäste ins Prälat-Walzer-Haus kamen. Insgesamt servierten die ehrenamtlichen Köche 50 Mittagsmenüs“, so Martin. „Der Mittagstisch läuft auch noch weiter, über die Winterhilfe hinaus, denn für das Projekt haben wir ausreichend Spendengelder bekommen.“ Auch andere Pfarreien ließen sich viel einfallen: „Die Pfarrei Hl. Sebastian in Dannstadt-Schauernheim vergab Lebensmittel und Hygieneartikel an über 35 Haushalte. In der Pfarrei Hl. Martin in Kaiserslautern gab es einen 14-tägigen Mittagstisch für Senioren. Die Pfarrei Maria Schutz in Kaiserslautern unterstützte mit Mitteln aus der Winterhilfe ihre ,Brotausgabe‘“, zählt die Fachfrau auf. Dort bekämen Bedürftige von Montag bis Freitag eine Tüte mit Brot, Wurst, Käse und Konserven. Einmal im Monat werde gekocht. „In Lauterecken wurden Wertgutscheine im Wert von 1500 Euro über die Tafel an Bedürftige ausgegeben. Auch in der Pfarrei Sel. Paul Josef Nardini in Germersheim wurde ein Mittagstisch etabliert, zu dem einmal im Monat rund 40 Gäste gekommen sind.“
Annette Martin betont, dass diese Liste nicht vollständig ist. „Es haben sich viele Pfarreien kleinere und größere Projekte einfallen lassen, um die Menschen in ihren Pfarreien zu unterstützen. Und es hat sich überall gezeigt: Es ist nicht nur das Essen alleine, weshalb Gäste zu solchen Einladungen kommen. Es ist für viele ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Wertschätzung“, berichtet sie. „Wenn Menschen, die sich nie einen Restaurantbesuch leisten könnten, zu einem Drei-Gänge-Menü eingeladen sind und es liegen Tischtücher auf den Tischen und alles sei liebevoll dekoriert, dann hat das auch etwas mit Wertschätzung zu tun.“
Die Winterhilfe habe gezeigt: „Es ist möglich, Menschen im Ehrenamt für ein Engagement für Andere zu gewinnen, wenn die Angebote zeitlich begrenzt und der Einsatz nicht überfordernd ist – und wenn deutlich wird, auf wie viel Freude und Dankbarkeit der eigene Einsatz trifft.“ Viele Pfarreien strickten derzeit an Ideen, wie über die nun beendete Winterhilfe hinaus weiterhin Projekte angeboten werden könnten. „Die MitarbeiterInnen der Gemeindecaritas in den Caritas-Zentren haben viele der Projekte in den Pfarreien begleitet. Sie sind auch unabhängig von der Winterhilfe Ansprechpartner für Menschen, die sich in den Pfarreien oder den Einrichtungen der Caritas ehrenamtlich engagieren möchten“, sagt Martin. Diese würden auch bei der Recherche nach Finanzierungsmöglichkeiten unterstützen.
„In unseren Caritas-Zentren ist deutlich geworden, dass es einen Fonds braucht, aus dem solche Anträge, wie sie über die Winterhilfe bedient wurden, finanziert werden können“, bilanziert Annette Martin. „Deshalb werden wir in diesem Jahr die Erlöse aus der Kollekte zum Caritas-Sonntag in den Nothilfefonds geben, so dass wir daraus auch weiterhin in individuellen Notsituationen helfen können.“
Text: Melanie Müller von Klingspor
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