Bistum Speyer

Dienstag, 07. Oktober 2025

„Jede Geschichte ist berührend“

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann besuchte die Gruppe geflüchteter ukrainischer Frauen und den Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz (re. daneben), Andreas Heinz. Er nahm sich zwei Stunden Zeit, um den Frauen zuzuhören. © Paul H. Kreiner

Ukrainerinnen helfen Ukrainern – Bischof besucht Gruppe im Caritas-Zentrum Saarpfalz

Homburg. Im Caritas-Zentrum Saarpfalz hat sich eine Gruppe von sieben Ukrainerinnen zusammengefunden, die ein Ziel eint: einander und anderen Geflüchteten zu helfen. Alle verbindet das gemeinsame Schicksal der Flucht und der Wunsch, in Deutschland Fuß zu fassen. Sie kommen aus unterschiedlichen Teilen ihres Landes und kannten sich vor 2022 nicht. Doch der Krieg hat sie zusammengeführt. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat die Gruppe am 3. Oktober besucht.

Die sieben Frauen haben sich zu einer festen Gemeinschaft zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen und sich und anderen Geflüchteten die Ankunft in Deutschland zu erleichtern. Bischof Karl-Heinz Wiesemann hatte vormittags schon die Feier zum Tag der deutschen Einheit besucht. Er erzählte, dass dort viele gute Reden zu hören waren. „Nur das Wort Integration, das habe ich leider in keiner Rede gehört“, erzählte der Bischof. „Ich finde es bemerkenswert, wie sich die Frauen hier ein Leben aufgebaut haben. Die Sprache lernen, die Kultur verstehen – das ist eine große Leistung, die die Menschen erbringen. Über gelungene Integration spricht die Politik derzeit kaum noch“, bedauerte er das aufgeheizte Klima in der aktuellen politischen Debatte über Migration.

„Als 2022 der Krieg ausbrach, half Caritas International auch in der Ukraine. Die Caritas ist weltweit ein Begriff“, sagt Andreas Heinz, Leiter des Caritas-Zentrums Saarpfalz. Weil der Name „Caritas“ in vielen Ländern bekannt ist, suchten damals zahlreiche ukrainische Flüchtlinge in der Schanzstraße in Homburg Hilfe, Beratung und eine Anlaufstelle. Noch heute kommen neue Geflüchtete, auch wenn es längst nicht mehr so viele sind, wie im ersten Kriegsjahr. „Genau diesen Neuankömmlingen helfen nun die sieben Ukrainerinnen“, erklärt Heinz. „Sie haben alle Schritte der Integration selbst durchlaufen – und geben ihre Erfahrungen nun weiter.“

 

„Arbeit ist ein Schlüssel zur Integration“

Die Frauen haben in Deutschland Arbeit gefunden, wenn auch meist nicht in ihrem erlernten Beruf. Häufig scheitert die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse an bürokratischen Hürden, erzählen sie. Eine der Frauen ist ausgebildete Pharmazeutin – auf die Anerkennung ihres Abschlusses wartet sie seit Monaten. Inzwischen hat sie sich selbstständig gemacht. Eine andere arbeitet in einem Altenzentrum der Caritas, eine dritte absolvierte zunächst ein freiwilliges soziales Jahr und sucht nun einen Ausbildungsplatz. Allen gemeinsam ist, dass sie inzwischen sehr gut Deutsch sprechen. „Sprache ist der Schlüssel“, sagen sie. Der Besuch eines Sprachkurses war für alle einer der ersten Schritte in Deutschland – und zugleich einer der wichtigsten. Für Wiesemann ist es nicht nachvollziehbar, warum die Anerkennung ausländischer Abschlüsse so lange dauert. „Integration funktioniert am besten, wenn Menschen in Arbeit kommen. Die Leute bringen doch Qualifikationen mit, die wir dringend brauchen. Warum machen wir es ihnen so schwer?“

 

„Meine Heimatstadt ist zu 70 Prozent zerstört“

Im Homburger Caritas-Zentrum sitzen die Frauen, Bischof Wiesemann und Andreas Heinz an einem Tisch. Es ist ruhig, draußen fallen keine Raketen, keine Explosionen sind zu hören. Für deutsche Ohren kaum vorstellbar, welche Schrecken die Frauen erlebt haben und welch dauernde Angst sie um ihre Familien empfinden. Viele ihrer Angehörigen – vor allem Ehemänner – leben noch in der Ukraine. Sie durften das Land nicht verlassen, weil sie als Soldaten dienen müssen. Täglich stehen die Frauen in Kontakt mit ihnen. Einige haben durch den Krieg enge Familienmitglieder verloren.

Wiesemann setzt sich zu jeder Frau an den Tisch und hört ihnen zu. Man spürt seine Betroffenheit. „Ich kenne die Zahlen der katholischen Flüchtlingshilfe. Aber es ist eine Seite, Zahlen zu wissen – und eine ganz andere Seite, die Gesichter und die Lebensgeschichten der Menschen zu hören, um die es konkret geht.“ Auf die Frage, ob die Frauen nach einem möglichen Ende des Krieges zurückkehren möchten, antworten sie unterschiedlich. Die selbstständig gewordene Frau möchte in Deutschland bleiben: „Ich habe mir hier ein neues Leben aufgebaut.“ Ihre Heimatstadt Charkiw sei zu 70 Prozent zerstört.

 

Ein Ehemann mit doppeltem Schicksal

Auch andere ukrainisch-stämmige Caritas-Kunden berichten von Verlusten und Trauer. Doch sie betonen zugleich die Chancen, die sich ihnen in Deutschland bieten. Schon vor dem Krieg, erzählen die Frauen, sei es in der Ukraine schwer gewesen, beruflich Fuß zu fassen. Ausbildung oder Studium kosteten viel Geld, ein funktionierendes Sozialsystem wie in Deutschland habe es nicht gegeben. „Hier kann man ruhig schlafen, weil man weiß, dass man nicht allein gelassen wird“, sagt eine der Frauen.

Eine Teilnehmerin bringt ihren Ehemann mit zum Treffen. Sein Name klingt nicht ukrainisch – und das hat einen Grund. „Ich stamme ursprünglich aus Syrien“, erzählt er. Vor vielen Jahren floh er vor dem Assad-Regime in die Ukraine, baute sich dort ein neues Leben auf. 2022 dann die zweite Flucht – diesmal vor einem anderen Krieg, wieder in ein anderes Land. Wieder musste er von vorn beginnen. Heute macht er eine Ausbildung und hat sogar den Führerschein neu erworben.

„Für uns ist er natürlich ein Glücksfall, weil er Deutsch, Ukrainisch und Arabisch spricht“, sagt Andreas Heinz anerkennend. Seine Geschichte steht sinnbildlich für das, was viele Geflüchtete im Caritas-Zentrum Saarpfalz verbindet: Mut, Durchhaltevermögen – und die Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit und Frieden. Der Leiter des Caritas-Zentrums ist dankbar für den Besuch des Bischofs: „Er hat sich für jede Frau und ihre Geschichte Zeit genommen und er war sichtlich berührt. Es war ein eindrucksvolles Treffen.“

 

Text: Paul H. Kreiner

Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de

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