Donnerstag, 11. September 2025
Zum Fest Kreuzerhöhung: Das Hoffnungszeichen

Das Kreuz ist ein gutes Zeichen für alle, wenn es als Zeichen der Hoffnung und des Lebens verstanden wird. Bild: Cedric/AdobeStock.com
Immer wieder wird um das Kreuz gestritten. Es ist ja auch widersprüchlich, doch nicht, wenn es als Zeichen des Lebens begriffen wird.
Eine horizontale und eine vertikale Linie, die sich kreuzen. Die vertikale Linie ist nach unten verlängert. Der universale Wiedererkennungseffekt wird vermutlich von kaum einem anderen Symbol übertroffen. Wer ein Kreuz sieht, denkt sofort an Tod und Christentum. Je nach Kontext steht mal die eine oder die andere Bedeutungsebene im Vordergrund. Während am Straßengraben, auf Grabsteinen oder bei Todesanzeigen das Kreuz in erster Linie auf den Tod eines Menschen hinweist, ist das Kreuz auf Gebäuden, in Räumen oder als Schmuckstück am Körper ein Bekenntnis zum Christentum..
Im besten Fall führen beide Bedeutungsebenen zueinander. Dann wird einerseits der Tod eines bestimmten Menschen mit dem Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi verbunden und Ausdruck des christlichen Glaubens an die Auferstehung der Toten. Andererseits wird der Tod als ein Teil des alltäglichen Lebens verstanden und der Tod Jesu als ein Ereignis betrachtet, das unseren Blick auf das Leben positiv verändern kann, weil der Tod nicht als schreckliches Ende betrachtet wird, sondern als die Zusage Gottes, auch in den bedrohlichsten Situationen den Menschen nahe zu sein und die Hoffnung auf ein Leben in Fülle, das ewige Leben bei Gott.
Der gefolterte Jesus
In problematischen Fällen führt das Aufstellen eines Kreuzes zu Provokationen und Konflikten. Gerade dann, wenn an dem Kreuz eine leidende Jesus-Figur angebracht wird, ist für alle ersichtlich, dass das Kreuz ursprünglich ein Folterinstrument war. Angesichts dieser grausamen Darstellung des Todes Jesu liegt die Frage nahe, ob Menschen aufgrund der positiven Religionsfreiheit im öffentlichen Raum sich jeden Tag dem Anblick einer gefolterten Person aussetzen müssen. Die positive und lebensbejahende Botschaft des Kreuzes bleibt vielen Menschen, die ein Kreuz betrachten, verborgen. Sie ist nicht aus dem Symbol heraus direkt wahrnehmbar. Auch manche Christen, die um die Bedeutung des Kreuzes wissen, fragen sich von Zeit zu Zeit, ob die Wahl des Kreuzes als Erkennungszeichen stimmig ist und die positive Wirkung des Glaubens auf ihr Leben zum Ausdruck bringt.
Und so löst auch das Fest Kreuzerhöhung, das wir heute feiern, gemischte Gefühle aus und wirft die Frage auf, wo wir mit welcher Haltung oder Botschaft heute das Kreuz hochhalten oder sichtbar machen sollen?
Im Johannesevangelium wird erzählt, wie Jesus seinen Kreuzestod mit dem hochhalten der Schlange am Stab vergleicht. Mose hat in der Wüste nicht die Schlange am Stab hochgehalten, um dem Volk Angst zu machen und zu zeigen, wie lebensbedrohlich ihre Situation ist, oder den Tod vor Augen zu halten, sondern um zu zeigen, dass das Lebensbedrohliche, der Tod selbst überwunden werden kann. So hat auch Jesus für uns den Tod überwunden und uns den Weg zum ewigen Leben bei Gott eröffnet.
Zeichen des Lebens
Es gibt Kreuze, die versuchen die Auferstehung Jesu Christi abzubilden. Die Jesus-Figur wird vor dem Hintergrund des Kreuzes als der Auferstandene dargestellt, dessen Arme sich zum Himmel hin ausstrecken. Die Betrachtenden blicken nicht in ein gequältes Gesicht, sondern können aus dem Angesicht Jesu Christi die Auferstehungsfreude ablesen. Andere Künstler versuchen die Auferstehung eher abstrakt darzustellen, indem sie die Stelle, an der der Körper Jesu am Kreuz hing, bewusst frei lassen oder mit warmem Licht die positive Bedeutung des Kreuzes symbolisieren.
Das Kreuz, das wir Christen zur Schau stellen, muss immer als Hoffnungszeichen erkennbar sein. Wenn das aus dem Symbol auch nicht immer ablesbar ist, so können wir als Christen dafür einstehen, dass das Kreuz ein österliches Symbol des Lebens ist, das an die Auferweckung des Gekreuzigten erinnert. So können wir den Kehrvers singen: Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung (Gotteslob 296). Das zeigt den Sieg des Lebens.
(Clemens Schirmer, Pastoralreferent und Referent für Liturgie im Bistum Speyer)