Freitag, 19. September 2025
O’zapft is

Mitarbeiterin Eylem Ok-Yildirm serviert das Festessen. Der neue Bierkönig Joachim Gade (links) hat seinen Teller schon bekommen. (Foto: Christine Kraus/Caritasverband Speyer)
Caritas-Altenzentrum St. Elisabeth in Germersheim feiert ein zünftiges Oktoberfest
Weiß-blau, zünftig und mit echtem Bierkönig - so wurde im Caritas-Altenzentrum St. Elisabeth in Germersheim das Oktoberfest gefeiert. Mit viel guter Laune, bayrischem Essen und der ein oder anderen Maß Bier.
Richtig authentisch sieht er aus, der neue Bierkönig Joachim Gade: in Lederhose, rotweiß-kariertem Hemd und Strickweste, frisch auf den Hut mit einer goldenen Krone, gekrönt von Einrichtungsleiter Wolfgang Grill. Kein Wunder, bevor der 81-Jährige in diesem Sommer ins Altenzentrum in die Nähe seiner Tochter gezogen ist, hat er viele Jahre in Landsberg am Lech gewohnt, kennt die Münchner Wiesn von früher und hat neben der richtigen Tracht auch noch den passenden bayrischen Zungenschlag.
Unter seinem wachsamen Blick sticht Wolfgang Grill das Bierfass an – professionell, fast kein Tropfen wird verschwendet. O´zapft is. Der original bayrische Gerstensaft fließt in die ersten Krüge, Alleinunterhalter Franz Roth haut in die Tasten des Keyboards und spielt Bierzeltmusik. Die ersten beginnen zu schunkeln. Der Funke springt dieses Mal noch schneller über als sonst. Franz Roth hat inzwischen vom Bayrischen zu Pfälzer Liedern und internationalen Schlagern gewechselt. Sich im Takt wiegen kann man ohnehin zu allem, und manche singen die Texte gleich mit. Mitarbeiterin Monika Meister tanzt mit dem fast 100-jährigen Michael Avdeenko eine Art Twist – er im Sitzen, sie im Stehen. Der Senior strahlt vor Glück. Pflegedienstleiter Claudio Gruber wird von einer Bewohnerin, die aus dem Rollstuhl aufsteht, zu einem Tanz aufgefordert. Nur auf den Tischen tanzt noch keiner – da zwackt das Alter dann wohl doch, und auf dem Münchner Oktoberfest ist das schließlich auch verboten.
Im Altenzentrum wird oft und gern gefeiert, und wer dabei ist, merkt: das ist nicht nur ein Fest, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sozialen Betreuung und die Ehrenamtlichen für die Senioren ausrichten. Es ist ein Fest für alle. Mitarbeiter, Küchenteam und Service lassen sich genauso von der guten Laune anstecken. Es passt einfach alles: die liebevolle Deko mit weißblauen Wimpeln und Brezen-Girlanden und die Mitarbeiterinnen der Sozialen Betreuung im Dirndl, die das Bier an die Tische tragen. Nur das mit den 15 Maß auf einmal stemmen, so wie die Oktoberfestbedienungen, haut doch noch nicht hin. Zum Bier gibt’s das gute bayrische Essen, dass Koch René Kühne mit seinem Team gezaubert hat: Pfannkuchensuppe, Schweinebraten mit Knödel und Blaukraut und Bayrische Creme mit Himbeeren. Die Münchner Wiesn-Besucher wären vermutlich ein bisschen neidisch. „Unser Koch ist ein echter Glücksfall für uns. Nicht nur bei Festen“, sagt Einrichtungsleiter Grill beim Verkosten des Bratens.
Nach dem Essen gibt´s noch eine kleine kulturelle Nachspeise: Nordlicht Monika Meister versucht in Reimform die Feinheiten der bajuwarischen Sprache von der Leberkassemmel bis zum Pfüati zu ergründen und klärt über die Regeln auf, wer sein Dirndl wie zu tragen hat. Denn sie weiß, was es bedeutet, wenn die Dirndl-Schürze rechts gebunden ist (verheiratet), oder links (zu allem zu haben) oder in der Mitte (noch unberührt). Insgeheim kontrollieren die Frauen im Dirndl schnell noch ihr Outfit. Alles richtig, alle brav. Nur das mit der Blasmusik, das würde ihr dann doch Tinnitus verursachen, stichelt sie ein bisschen. Doch keine Angst, hier ist nach wie vor Alleinunterhalter Franz Roth für die „Musi“ zuständig. Darauf ein Prosit der Gemütlichkeit – und einen klitzekleinen Jägermeister auf Eis von Claudio Gruber zum Abschluss. (Christine Kraus)