Dienstag, 05. August 2025
Ein Fest der Freundschaft

Gottesdienst in der Josephskapelle beim Kapellenfest im vergangenen Jahr. Im Vordergrund ist die Josephssäule zu sehen. (Foto: Wolfgang Degott)
An Mariä Himmelfahrt pilgern Deutsche und Franzosen zur Josephskapelle in Ormersviller
Wenn am Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August die Glocken der Josefskapelle über das Bitscherland hallen, dann ist das mehr als ein kirchlicher Feiertag – es ist ein Ritual der Versöhnung, eine stille Feier europäischer Nähe. Hoch über dem Dorf Ormersviller, auf dem Hügel „Auf der Burg“, erhebt sich die Kapelle St. Joseph, ein schlichtes, aber kraftvolles Bauwerk. Sie ist zugleich Denkmal und Hoffnungssymbol, verwundet von der Geschichte, doch stets neu belebt durch den Glauben jener, die hier zusammenkommen – Deutsche und Franzosen.
Die Wallfahrt zur Josephskapelle ist ein Brauch, der Tradition und Wandel vereint. 1895 erbaut und in dunklen Zeiten zerstört, wurde sie 1967 aus Ruinen neu errichtet. Eine Geschichte, die spiegelt, was Europa im 20. Jahrhundert durchlitten und seither geheilt hat – nicht vergessen, sondern versöhnt. Die jährliche Wallfahrt am französischen Feiertag, der auch im Saarland begangen wird, verbindet Spiritualität mit einem klaren Zeichen grenzüberschreitender Solidarität. An diesem Ort verschränken sich Biografien und Erinnerungen: Die Josefstatue, gestiftet von einem Deutschen, blickt über ein Land, das sich geteilt und wiedergefunden hat. Nur 200 Meter von der Grenze entfernt, hat der Kapellenverein „Amis de la Chapelle Saint Joseph“ unter dem Vorsitz von Engagierten aus beiden Ländern eine Begegnungskultur etabliert, die über liturgische Akte hinausgeht. Das Festprogramm ist dabei ebenso Ausdruck von kultureller Vielfalt wie von spiritueller Tiefe.
Am Vorabend der Wallfahrt, dem 14. August, lädt die Kapelle um 19 Uhr zu einem musikalischen Abend ein. Die Gruppen Celtica Harpaca und Verveine Menthe entfalten mit Harfe, Flöte und Bodhrans keltische Klangwelten, durchwoben von Erzählungen und Legenden – Musik, die Grenzen überwindet.
Der Höhepunkt folgt am Freitagmorgen um 10.30 Uhr mit einem zweisprachigen Freiluft-Gottesdienst, der gesanglich vom dem Chorale Saint Pierre begleitet wird. Inmitten der Natur versammeln sich Gläubige aus beiden Ländern, begleitet von den Stimmen von Pfarrer David Meyer und Diakon Bernard Dillenschneider. Danach beginnt ein festlicher Teil, wie er regionaler kaum sein könnte: gefüllte Rouladen mit Spätzle, zubereitet von freiwilligen Helfern, ein Kuchenbuffet, das von Gastfreundschaft erzählt. Am Nachmittag, 14.30 Uhr, folgt eine Marienandacht mit Prozession – getragen von gemeinsamer Andacht und stiller Erinnerung. Veranstalter ist der Kapellenverein „Amis de la Chapelle Saint Joseph“. (Wolfgang Degott)