Montag, 29. September 2025
Wohin mit Omas Kruzifix?
Wegwerfen ist keine Option – und es gibt bessere Ideen für geerbte Kreuze
Wer schon einmal den Nachlass eines geliebten Menschen geordnet hat, kennt die Situation vielleicht: Unter den Erinnerungsstücken befinden sich religiöse Gegenstände wie Kreuze oder Heiligenfiguren. Was macht man damit, wenn man sie selbst nicht behalten möchte? „Auf keinen Fall sollte man sie achtlos in den Hausmüll geben“, sagt Domkapitular Franz Vogelgesang, Regens des Pastoralseminars in Speyer. Vielleicht findet sich jemand im Bekanntenkreis, der sich darüber freut, oder man bietet sie sozialen Einrichtungen, Second-Hand-Läden oder Auktionshäusern an. Ist das keine Option, rät er, sich an einen Priester zu wenden. Tatsächlich bekommen die Pfarrämter solche Anfragen häufig. Manche wissen selbst keine Antwort, andere haben gute Ideen, wie die Kruzifixe und andere religiöse Gegenstände weiter genutzt werden können.
Pfarrer Arno Vogt aus Herxheim hat vor, mit den Kreuzen und Statuen am Pfarrfest einen Devotionalien-Markt zu veranstalten. Einige Kreuze wurden farbig umgearbeitet und hängen nun in der Grundschule. „Ich könnte mir auch irgendwo im Freien eine ,Kreuzeswand' vorstellen, an der man nicht mehr gut erhaltene Kreuze aufhängt und verwittern lässt“, sagt der Pfarrer.
Auch das Pfarrbüro in Lambrecht bekommt Heiligenbilder und Kreuze. „Da wir sie auf keinen Fall wegwerfen möchten, sammeln wir sie und verwenden sie bei Fronleichnamsprozessionen zur Dekoration der Straßen oder Plätze. Das geht aber nur, weil wir einen großen Keller haben“, sagt Pfarrsekretärin Yvonne Faß.
In der Pfarrei Hauenstein finden manche schöne Stücke eine neue Heimat, wenn sie am Zeitschriftenständer zum Verschenken angeboten werden. Diese Erfahrung hat auch Dekan Stefan Haag aus Kirchheimbolanden gemacht. „Vieles findet Abnehmer. Alles andere bringen wir einer engagierten Dame, die die Gegenstände in weiteren Kirchen auslegt oder zu Priestern nach Indien und Afrika schickt. In Neustadt- Mußbach hat der Bau- und Förderverein eine Art ständigen Flohmarkt, wo auch religiöse Gegenstände gegen Gebühr weitervermittelt werden.
Wenn all das nicht geht, sollten Kreuze würdevoll entsorgt werden, sagt Franz Vogelgesang. „Das Verbrennen oder Vergraben an einem angemessenen Ort gilt als respektvoller Umgang.“ Dazu hat der Rodalbener Pfarrer Franz Ramstetter einen Tipp: „Alles, was brennbar ist, kann im Osterfeuer mit verbrannt werden“ – vorausgesetzt natürlich, es gibt noch ein Osterfeuer in der Pfarrei.
So weit muss es vielleicht gar nicht kommen. „Man sollte einfach frühzeitig darüber sprechen: Wenn ein junger Mensch erfährt, welche Bedeutung ein Gesangbuch, ein Kreuz, ein Marienbild usw. für Eltern oder Großeltern hat, verändert sich vielleicht der Bezug zu dem Gegenstand. Er ist dann kein Relikt aus alten Frömmigkeitsvorstellungen, sondern wird zu etwas Persönlichem, das man gerne behält“, erklärt der Frankenthaler Pfarrer Andreas Rubel. (Dr. Christine Kraus)