Freitag, 26. September 2025
Ein Tag der Hoffnung
Am 25. September machten sich rund 70 Soldatinnen und Soldaten sowie eingeladene Gäste auf zu einer Fußwallfahrt von Bellheim ins Schönstattzentrum nach Herxheim. Der Tag stand unter dem Motto „Hoffnung schenken – Was macht mir Hoffnung?“
„Wenn man sich die Welt aktuell anschaut, ist es schwer, Hoffnung zu haben“, sagt Thomas Stephan, Pastoralreferent und ehemaliger Militärseelsorger, bei seinem morgendlichen Impuls zur Wallfahrt des Luftwaffenausbildungsbataillons der Südpfalzkaserne Germersheim. Angesichts von Ukrainekrieg und russischen Provokationen über NATO-Gebiet spielt das Thema „Hoffnung“ gerade für heutige Soldatinnen und Soldaten eine immer größere Rolle. Oberstleutnant Christian Zerau spricht bei seiner Ansprache ein wichtiges Thema konkret an: „Der Soldatenberuf verlangt einem einiges ab. Man muss im Ernstfall sogar bereit sein, sein Leben zu lassen.“ Nicht sehr viele weitere Berufe können das von sich behaupten.
Der 25. September bietet für einige Stunden die Gelegenheit, dass sich die Wallfahrenden Gedanken machen können, besonders darüber, was ihnen persönlich Hoffnung gibt. Ganz konkret erinnert auch eine Kerze daran, dass der Soldatenberuf auch das Leben kosten kann. Eine „Hoffnungskerze“ begleitet die Wallfahrer zum Andenken an verstorbene Kameraden und Angehörige.
Während des insgesamt rund 15 Kilometer langen Fußmarsches werden drei Haltestationen eingerichtet, bei denen gebetet und gesungen wird und verschiedene Impulse zum Thema „Hoffnung“ vorgetragen werden. Thomas Stephan erinnert bei seinem Impuls an die „Laurentiusbrotweihe“ in Herxheim. Im Mittelalter war Herxheim von der Pest betroffen. Menschen aus Nachbarorten brachten damals Lebensmittel und Brot an die Grenze der Gemarkung, um die Betroffenen zu versorgen. Aus Dankbarkeit wurde ein Gelübde abgelegt, dass jedes Jahr Brot geweiht und zum Zeichen der Solidarität und der Erinnerung an die Mitmenschlichkeit verteilt wird. Stephan sieht in der Brotweihe daher einen ganz wichtigen Aspekt, der Hoffnung in krisenhaften Zeiten schenken kann: der Zusammenhalt der Menschen. „Das kann Hoffnung geben: man ist nicht alleine, andere helfen mit und teilen“, so Stephan.
Auch die Soldatinnen und Soldaten selbst äußern sich während der Wallfahrt zu ihren Hoffnungsgedanken. Eine Soldatin sagt dazu: „Hoffnung ist, dass wir in Deutschland für das Thema Sicherheit sorgen können und wir dann vielleicht nicht in eine Kriegssituation kommen müssen, sondern eben vorbeugen können.“ Ein anderer Soldat teilt an einer der Haltestation folgende Gedanken mit: „Ich bin hoffnungsvoll, dass auch in diesen schweren Zeiten bessere Zeiten bevorstehen. Die Menschheit hat es immer geschafft, schwere Kapitel abzuschließen und mit Zuversicht wieder in die Zukunft zu gehen.“
Auch Generalvikar Markus Magin greift das Thema des Tages in seiner Predigt während der Abschlussandacht im Schönstattzentrum auf und bringt es nochmal konkret in Zusammenhang mit dem christlichen Glauben. Er berichtet von dem großen Kirchenbrand in St. Ingbert vor einigen Jahren. Ein älterer Mann aus der Gemeinde sei damals danach gefragt worden, wie es denn jetzt weitergehe nach der Zerstörung der großen Stadtkirche St. Josef. Er antwortete darauf: „Uns Christen steht eines gut an: dass wir Hoffnung haben, dass wir das wieder hinkriegen, weil Gott mitgeht!“ Magin ergänzt diesen Gedanken vor den Militärangehörigen: „Gott macht das, was wir nur halbherzig hinbekommen, ganz. Manches auch erst ganz am Ende - aber er macht es. Daher sind wir Christen auch Hoffnungsmenschen.“
Die Soldatinnen und Soldaten werden an diesem Tag auch durch ihre Spendenbereitschaft Hoffnungsmenschen für wiederum andere Hoffnungsmenschen. Wie üblich wurde bei der Wallfahrt ein soziales Projekt unterstützt, in diesem Jahr das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen. Drei Mitarbeiter des Hospizes begleiten zudem die Wallfahrt, beantworten Fragen und berichten von ihrer Arbeit als Hoffnungsmenschen für kranke Kinder und Jugendliche sowie deren Familien. 2.000 Euro Spendengeld kann Oberstabsfeldwebel Jürgen Mießeler dem Kinderhospiz am Ende des Wallfahrtstages überreichen.
Jürgen Mießeler war es auch, der in diesem Jahr erneut die Wallfahrt mit viel Engagement und Herzblut organisiert hat. Zusammen mit Thomas Stephan hat er die Aktion vor etwa zehn Jahren ins Leben gerufen. Für Mießeler hatte sein Mitwirken auch ganz persönliche Gründe: „Ich habe etliche Auslandseinsätze hinter mir, beispielsweise in Afghanistan und in Afrika. Ich habe dort schon sehr viel Leid gesehen und erfahren.“ Es sei für ihn daher der Wunsch dagewesen, etwas für andere zu machen, insbesondere für diejenigen, die benachteiligt sind und damit etwas zurückzugeben, weil ihm einiges im Leben erspart geblieben sei, so der Oberstabsfeldwebel. Die Aufgabe muss er abgeben, da er in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen wird. Sein Nachfolger aber stehe bereits fest, Militärseelsorgeassistent Jürgen Schmidthaus vom Militärpfarramt Bruchsal.
So wird die Militärwallfahrt in Germersheim und in Bruchsal weitergehen und die Soldatinnen und Soldaten können auch in dieser Hinsicht weiter Hoffnungsgeber sein. (Yvonne Greiner)