Donnerstag, 11. August 2022
Die Quelle unseres Lebens
Wasser ist hierzulande ein selbverständliches Gut – Wir sollten es wieder mehr wertschätzen
Durch die Auswirkungen der Klimakrise gibt es immer häufiger viel zu wenig oder viel zu viel Wasser. Es ist uns heilig und kann aber auch lebensgefährlich werden. Wie können wir mit diesem Zwiespalt umgehen?
Anfang Juli in Norditalien: In Verona und Pisa durfte Trinkwasser tagsüber nur noch zur Nahrungsaufnahme, Körperhygiene und zur Reinigung im Haushalt verwendet werden. Zwischen 6 und 21 Uhr war es verboten, Gärten und Sportplätze zu bewässern, Autos zu waschen und Schwimmbäder zu befüllen. Es drohten Strafen von bis zu 500 Euro. Die Menschen waren so verzweifelt, dass zahlreiche Gemeinden zum Gebet für Regen aufgerufen haben. Doch das, was in diesem Sommer passiert, hat sich schon in den vergangenen Jahren angedeutet.
Längst ist die Klimakrise zu einem Problem geworden, deren massive Auswirkungen wir auch hierzulande immer deutlicher zu spüren bekommen. Die Extreme verstärken sich – entweder regnet es wochenlang zu wenig oder punktuell so viel, so dass die Wassermassen nicht mehr abfließen können. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat auf dramatische Weise aufgezeigt, wohin das führen kann.
Unser Leben mit dem Wasser ist weniger vorhersehbar geworden. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass es im Handumdrehen frisch und klar aus der Leitung fließt und ständig verfügbar ist. Damit stellt sich die Frage nach einer gerechten Verteilung. Wer darf künftig wie viel von dieser kostbaren Ressource verbrauchen? Privathaushalte, Landwirtschaft und Industrie – wir ahnen, dass das zu Diskussionen und Streit führen wird.
Wasser als erstes Element in unserem christlichen Glaubensleben
Die gute Nachricht: Jeder kann im Kleinen daran mitwirken, diese Probleme zu lindern. Wie wäre es beispielsweise, Regenwasser in Zisternen oder Tonnen zu sammeln und damit den Garten zu bewässern? Wir können uns dafür einsetzen, dass weniger Flächen versiegelt werden und Wohngebiete nicht direkt an Flüssen entstehen. Dann nehmen wir die drohenden Gefahren des Wassers ernst. Wasser ist für uns überlebenswichtig – aber auch unberechenbar. Dieser Zwiespalt ist auch in unserem Glauben fest verankert: In der Bibel lesen wir, dass Gott aus Zorn über die Menschen eine Sintflut auf die Erde schickt. Er lässt die Ägypter im tosenden Meer ertrinken, um Mose und sein Volk zu schützen. Wasser gehört aber auch zu der paradiesischen Vorstellung, die in Psalm 23 beschrieben wird: Gott lässt uns auf grünen Auen lagern, führt uns zum Ruheplatz am Wasser – und gibt uns so neue Lebenskraft.
Wasser ist der Quell allen Lebens – das wird auch in der Taufe deutlich. Es ist das erste Element, mit dem wir in unserem christlichen Glaubensleben in Berührung kommen. Das Wasser wäscht unsere Schuld und Sünde ab und macht uns neu. Unser Glauben lehrt uns, Wasser wertzuschätzen. Das können wir auch in unserem Alltag entdecken. Vielleicht, indem wir das nächste Glas Wasser ganz bewusst trinken – Schluck für Schluck. (Theresa Brandl)