Donnerstag, 11. August 2022
Anna spendet Kraft und Trost

Der Musikverein Lyra vorneweg, die Mutter-Anna-Figur auf dem Tragestuhl, der Himmel zur Begleitung des Allerheiligsten und viele Teilnehmende der Prozession – so fand die Jubiläumswallfahrt in Kuhardt statt. (Foto: Borger)
Festgottesdienst und Prozession: In Kuhardt wird seit nunmehr 500 Jahren Jesu Großmutter verehrt
„500 Jahre, das ist eine Tradition, eine gute Tradition“, mit diesen Worten beglückwünschte Dekan Jörg Rubeck beim Festgottesdienst in Kuhardt die Gemeinde zu ihrem Annafest, das mindestens bis ins Jahr 1522 zurückreicht. Rubeck war am 31. Juli Festprediger bei dem bemerkenswerten Jubiläum.
Die heilige Anna, die Großmutter Jesu, auch „Mutter Anna“ genannt, ist seit dieser langen Zeit Kirchen- und Ortspatronin von Kuhardt. Die Tradition dieser Verehrung, die Prozession mit einer Anna-Statue durch die Dorfstraßen haben die vielen Krisen und Wirren des vergangenen halben Jahrtausends überdauert. Von einigen Krisen der Gegenwart sprach Jörg Rubeck: „Es herrscht Krieg, wir sehen Not, wir erleben Krisen in unserer Kirche, in unserem Bistum, bis hinein in unsere Pfarreien.“ In diesen schweren Zeiten könne man auf Anna und ihren Ehemann Joachim blicken, die „es selbst nicht leicht hatten“. Bei den beiden könne man sich Kraft holen, sie zum Vorbild nehmen.
Das sehen viele Dorfbewohner und Gäste von außerhalb wohl ähnlich: Der festliche Jubiläumsgottesdienst war gut besucht. Im Anschluss an die Messe folgten die vielen Kirchgänger dem Musikverein Lyra (Leitung: Alois Hellmann), den Ministranten und Pfarrer Michael Kolb (Rülzheim) mit der Monstranz unter dem Prozessionshimmel. Der lange Prozessionszug führte durch einige Straßen des Ortes, fast jedes Anwesen war auffällig mit Fahnen, Blumen und Grün geschmückt – alles zu Ehren Mutter Annas und aus Anlass des runden Jubiläums.
Dieses geht auf den Leimersheimer Kaplan Conrad Zorn zurück, der zwischen 1507 und 1512 ein Benefizium zur heiligen Anna für eine erstmals 1505 in einer Urkunde erwähnten neuen Kapelle in Kuhardt stiftete. Der Speyerer Generalvikar Georg Schwalbach bestätigte 1522 das Benefizium und somit die Anna-Verehrung offiziell. Die Kapelle wurde zur Kirche mit einer eigenen Stelle für einen Seelsorger, zuvor gehörte die kleine Gemeinde zu Leimersheim.
Dekan Rubeck knüpfte in seiner Predigt an diese längst vergangene Zeit an. Die Anna-Verehrung sei weit verbreitet, in der Pfalz und darüber hinaus. „Das sind ganz alte Patronate.“ Jörg Rubeck stellte einen Bezug her zu vier wieder entdeckten Fresken einer mittelalterlichen Kapelle in Landstuhl. Die Szenen aus dem Leben Annas und Joachims zeigen, wie die beiden als gute Eltern vorbildhaft für ihre Tochter Maria sorgen, die Gott für Besonderes auserwählt hat.
Den Festgottesdienst leiteten Dekan Rubeck und Pfarrer Kolb gemeinsam unter Mitwirkung von Pastoralassistentin Annika Bär. Der Kirchenchor Kuhardt unter Leitung von Anna-Maria Kemper gestaltete die Liturgie feierlich mit Haydns kleiner Orgelsolomesse (Solistin Elisabeth Kemper). Die Orgel spielte Dr. Clemens Kuhn, der die Festgemeinde unter anderem bei zwei traditionellen Mutter-Anna-Liedern begleitete.
Beim Schlusssegen im Anschluss an die Prozession stellte Pfarrer Kolb das anlässlich des Jubiläum neu restaurierte, historische Messgewand vor sowie einen ebenfalls frisch restaurierten Rauchmantel. Und nach zwei Jahren Corona-Pause kam auch das gemütliche Beisammensein der Festgemeinde gut an.(hm)